Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tuen ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will, der soll euer Diener sein.
Mk 10, 42-43

Evangelium am Sonntag Judika, 26. März 2023

Jesus hatte seinen Jüngern von seinem bevorstehenden Tod und der Auferstehung erzählt. Abschied steht an. Letzte, wesentliche Dinge gilt es zu besprechen. Da tauchen Jakobus und Johannes vor Jesus auf. Verstohlen. Von ihren Freunden wollen sie nicht gesehen werden und Jesus bitten sie, er möge ihrem Wunsche entsprechen, noch bevor er ihn kennt: „Lass uns im Reich Gottes an Deinem Tisch rechts und links von Dir sitzen, für jeden sichtbar Dir am nächsten!“
Das Unangemessene ihrer Frage spüren sie wohl, sie stellen sie trotzdem. Zu tief liegt der Wunsch ihn ihnen, angesehener als andere zu sein. Was treibt sie dazu? Und was treibt die anderen Jünger, sich enttäuscht und neidisch zeigen, sobald sie Wind von der Sache bekommen?

Es ist die ur-menschliche, uns allen nur zu bekannte Sehnsucht nach Beachtung und Anerkennung. Verborgen liegt darin die Sorge, im Leben zu kurz zu kommen, benachteiligt, gering nur und schutzlos zu sein. Jesus verweist auf das Streben nach Macht und wie dieses umschlägt in Gewalt, wenn die Mächtigen nicht nach dem fragen, was Gerechtigkeit und Liebe gebieten, sondern nach dem, was dem Selbsterhalt dient. So aber, sagt Jesu, ist es unter Euch nicht! Nicht, wenn ihr mir folgt und zu mir gehört!

Hören wir genau: Jesus sagt zu seinen Jüngern nicht: „So soll es unter euch nicht sein.“, oder „So sollt Ihr aber nicht sein“. Er stellt keine Forderung, nein er stellt schlicht und einfach fest: „So ist es nicht!“ „Etwas ist grundlegend anders unter euch, denn ihr gehört zu mir.“ „Etwas anderes ist euerm Leben zugrunde gelegt. Ihr lebt in dem Vertrauen zu Gott, dass er euch beachtet und liebt – und dass euch in Gottes Zuwendung Grund und Erfüllung des Lebens geben ist.“

Kurzum: Jesus redet von Freiheit. Er redet davon, dass seine Jünger befreit sind von der Sorge um sich selbst, ja sogar von der Angst um ihr Leben, weil sie etwas von Gottes fürsorgender Macht, seiner Liebe und Treue erfahren und kennengelernt haben. Sie sind nicht an sich selbst gebunden, sondern frei – frei eben auch dazu, hilfreich für andere da zu sein. Und so fährt Jesus fort: „Wer groß sein will, der soll euer Diener sein.“

Ein Bild von der Größe menschlichen Lebens also hat auch Jesus. Aber es ist anders als das, was wir sonst kennen. Es ist neu – ein Bild eines neuen, oder sagen wir, eines österlichen Lebens. Es erzählt von Menschen, die sich nicht selbst groß machen, sondern die aufgerichtet sind von und zu Gott. Es erzählt von Menschen, die auferstanden sind, befreit aus den Fängen des Todes schon in unserer Zeit.

Ostern ist genau dies– eine Einladung zu solch großem Leben, dass Freude und Hoffnung aus einem festen Vertrauen zu Gott gewinnt.