Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wieder das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.     Jesaja 2,4

(Lesung aus dem Alten Testament für den 8. Sonntag nach Trinitatis, 02.August 2020)

Zwei Mal ist diese große Friedensverheißung in der Bibel überliefert, beim Propheten Jesaja und beim Propheten Micha. Letzterer mag uns als Quelle eher vertraut sein. „Micha 4“ war auf den Aufnähern zu lesen, mit denen zu DDR-Zeiten vornehmlich Jugendliche unter dem Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“ für militärische und geistige Abrüstung eintraten.

Die zumeist kirchlich getragene Friedensbewegung war ein wichtiger Impuls, der die Wende im Jahr 1989 mit vorbereitet hat. Viele Menschen haben hier den aufrechten Gang gelernt. Und ein fester, ganz unverrückbarer Bestandteil dieser Friedensbewegung war das bewusste Erinnern an die Atombombenabwürfe vom 06. und 09. August 1945 über Hiroshima und Nagasaki.

Nach Ende des kalten Krieges sind die beiden Tage im August sind oft fast unbemerkt verstrichen. In diesem Jahr ist das anders. 75 Jahre ist eine gewichtige Zahl und Bilder des damaligen Schreckens erreichen uns wieder. Auch das Gespür für die nukleare Bedrohung ist wieder erwacht. Abkommen zur Kontrolle und Abrüstung von Atomwaffen treten außer Kraft und sind prinzipiell in Frage gestellt. Neue Länder schwingen sich zu Atommächten auf und die Bundesregierung plant, die Flotte deutscher Militärflugzeuge teilweise durch atombombentragfähige F-18 Fighter zu ersetzen. Und im Hintergrund rauscht die Debatte um die Notwendigkeit der Erhöhung des Verteidigungs-haushaltes. Frieden erscheint nicht mehr garantiert.

Rüttelt uns alles dies erneut wach und verleiht uns Kraft und Willen, gegen die militärische und all die anderen Bedrohungen aufzustehen, die das Leben heute in Frage stellen? Das wäre gut. Aber Sorge allein ist nicht ausreichend dazu, denn Angst lähmt und bindet Kräfte. Wichtig sind Bilder der Hoffnung, die uns Zukunft verheißen und von gelingendem Leben erzählen, so, wie die biblische Vision von der Verwandlung der „Schwerter zu Pflugscharen“ es tut. „Ein jeglicher wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken“ malt der Prophet Micha das Bild weiter aus und der Prophet Jesaja fügt den Aufruf hinzu: „Kommt, lasst uns wandeln im Licht des Herrn.“