Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.                                                                  Sacharia 9,9

Wochenspruch am 1. Advent, Sonntag, den 29.11.2020

Noch wettert der alte Regent, spricht von Wahlbetrug und inszeniert sich als jemand, dem Unrecht widerfährt. Dabei beugt er selbst das Recht, verhöhnt die Verfassung seines Landes und die Menschen, die darin leben. Viele sind seinem Spiel verfallen, weil es ihre Interessen bedient und ihre Welt so schön einfach einteilt – in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse, in Wir und die Anderen. Aber siehe, ein anderer Regent kommt!

Haben Sie die Wahl Joe Bidens in Amerika als eine Befreiung erlebt? Mir ging es so. Mir war, als wäre ein Gespenst plötzlich enttarnt und wieder in seinen Kleiderschrank verbannt, wo es noch ein wenig vor sich hin rumpeln darf. Gespenster gibt es nicht, ich weiß. Aber dunkle und dumpfe Geister, die gibt es wohl. Und Trump, diese Ikone des Populismus, verkörperte den scheinbar ungebrochenen Einfluss all derer, die schamlos ihre Selbstbezogenheit, ihre Egoismen und frei erfundenen Weltdeutungen vor sich hertragen. Solche „Trumps“, die nur als Recht anerkennen, was ihnen nutzt und die auf Wahrheit und Fairness pfeifen, gibt es im Großen und Kleinen. Einige wären zu nennen. Aber gegen sie hat sich nun auf großer Bühne Widerspruch erhoben. Auf Dauer behält pure Dreistigkeit nicht die Oberhand.

„Es bleibt doch alles beim Alten!“ Ich höre den Einwand und gebe zu, unter Joe Biden wird sich nicht alles ändern. Wie auch? Politik bewegt sich im Spielraum des Machbaren und unterliegt eigenen Gesetzen und Zwängen. Unsere Welt ist eben nicht schwarz-weiß, sondern in vielfacher Hinsicht grau. Aber, und das glaube ich fest, ist es natürlich ein Unterschied, ob jemand sich wahrhaftig um Lösungen bemüht, die sachdienlich sind und die nach Frieden und einem Höchstmaß an Gerechtigkeit suchen, oder ob andere Beweggründe ihn leiten. Natürlich lassen sich Haltung und Geist unterscheiden, in dem wir Menschen dem Leben begegnen.

Letztlich geht es darum, ob wir anerkennen, dass es etwas Verbindliches gibt, etwas, das größer ist als wir selbst und unsere Interessen; ob wir glauben, dass Recht und Wahrheit etwas gelten, Liebe, Rücksicht und Fürsorge für andere. Und wenn wir dies glauben – und wenn dieser Glaube Spuren in unserem Denken und Handel hinterlässt – dann bejahen wir auch, dass Gottes Herrschaft über unsere Welt gestellt ist und siegreich hineinwirkt schon in unsere Zeit. Dann rechnen wir mit seinem Einzug in unsere Welt und mit seinem Advent: „Siehe, Dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!“