Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus. 2. Thes 3,5                                   Monatsspruch November 2021

„Betet, dass wir gerettet werden von den falschen und bösen Leuten; denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.“ – schreibt der Apostel Paulus unmittelbar vor seinen Worten, die uns als Wochenspruch im November begegnen. Da stimmen wir doch bereitwillig ein! Wer möchte schon in die Hände böser und verlogener Menschen geraten? Aber was hat das mit Glauben zu tun? Wie kommt der Apostel dazu, zu sagen: „…denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.“? Sind wir Christen denn per se bessere Menschen? Wohl nicht!

Genügend Beispiele von Feigheit und Bosheit, von Selbstgerechtigkeit oder Machtmissbrauch gibt es auch in der Kirche. Jüngst war auf der EKD-Synode das schwere Unrecht, das Menschen durch sexualisierte Gewalt widerfahren ist, ein zentrales Thema. Unsere Kirche hat viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit eingebüßt und es ist fraglich, inwieweit sie dieses auch bei ehrlichem Bemühen um Aufarbeitung und Entschädigung wiedergewinnen kann. Auch von uns selbst wissen wir, wie oft wir in unserem Denken und Handeln hinter dem zurückbleiben, was uns unser Glaube gebietet. Nein, per se sind wir Christen keine besseren Menschen. Aber das behauptet Paulus auch nicht.

Paulus spricht vom gelebten Vertrauen zu Gott. „Glauben“ heißt für ihn nicht Mitglied der Kirche zu sein, sondern das Herz auf die Liebe Gottes auszurichten und mit dem Kommen Christi zu rechnen. Hören wir genauer auf seine Worte, so sagt er, dass Gott selbst unsere Herzen berührt und auf seine Liebe hin ausrichtet. An uns liegt es dann, uns nicht zu verschließen, wenn uns z.B. Freuden und Nöte anderer Menschen aus so manchem Trott herausrufen, in dem sich unser Leben um uns selbst dreht. „Glauben“ heißt für Paulus zuzulassen, dass unser Leben weiter und immer wieder auch unverhofft anders wird, und dass wir neugierig darauf bleiben, wohin es uns führt, wenn wir der Stimme des Herzens folgen.

Paulus wünscht uns, dass wir mit Offenheit und Freimut in unsere Welt gehen und damit rechnen, Gottes Herrschaft und Wirklichkeit inmitten unserer Welt zu entdecken. Nicht das düstere Empfinden, dass in Zukunft alles mühseliger wird, soll uns leiten, sondern die Zuversicht, dass es Rettung gibt, aus den Fängen der zerstörerischen und fatalen Mächte unserer Zeit. „Warten auf Christus“- nennt er das, – uns wünscht uns, dass der Glaube in dieser Weise „unser Ding“ ist und wir uns von Herzen auf Christi Kommen, auf seinen „Advent“ einlassen und freuen.