Gemeinsames Wort der Nagelkreuzzentren Hiddensee, St. Marien Stralsund, Ev. Kirchengemeinde Krummin-Karlshagen-Zinnowitz, verabschiedet auf ihrem Treffen am 11.03.2022 in Kloster auf Hiddensee

Beginnend mit dem Friedensgebet am Freitag, den 11. März, 18 Uhr in der Inselkirche fand eine Begegnung von Mitgliedern der Nagelkreuzgemeinden Hiddensees, Stralsund und Usedom statt. Den Teilnehmenden war es wichtig, angesichts Krieges in der Ukraine nicht zu schweigen, sondern als Vertreter der Nagelkreuzgemeinden das folgende Wort öffentlich auszusprechen:

„VATER VERGIB!“

Mit tiefem Entsetzen und voller Trauer nehmen wir den Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner Gewährsleute gegen das Land und die Menschen der Ukraine wahr. Unser Mitgefühl gilt den unzähligen Opfern dieser barbarischen Tat. Wir denken an all die Menschen, die aus ihrem gewohnten Leben herausgerissen sind, die ihr Leben oder ihr Zuhause verloren haben, die auf die Flucht geraten sind, die als Soldaten in den Krieg hineingetrieben wurden. Wir denken an die Alten und die Jungen, an die Mütter und Kinder, an die Väter und jungen Männer und Frauen, wir denken an Ukrainer und Russen.

Allmächtiger Gott, gekreuzigter Herr, Heiliger Geist, zu Dir beten wir und rufen Dich an. Stehe den Leidtragenden bei. Beende den Wahn. Lass Frieden werden.

Dankbar sehen wir die große Hilfsbereitschaft der vielen Menschen in ganz Europa, die ihre Herzen und Türen öffnen für die, die nun Schutz bei uns suchen.

Wir sind dankbar für die Besonnenheit und Klarheit, mit der sich politische Führer in der ganzen Welt bemühen, diesen Krieg nicht eskalieren zu lassen und ihn einem Ende zuzuführen. Wir sind dankbar für die breite Bereitschaft der Menschen in unserer Gesellschaft, für dieses Ziel auch eigene Opfer zu bringen.

Allmächtiger Gott, gekreuzigter Herr, Heiliger Geist, zu Dir beten wir und rufen Dich an. Öffne Wege, die zu Versöhnung und Heilung führen. Schenke Einsicht und Mut, solche Schritte zu wagen. Lass uns Menschen erkennen, was wir wirklich zum Leben brauchen.

Unfassbar ist es für uns, dass die Grundfesten der gewachsenen Friedensordnung – in der Europäischen Sicherheitscharta 1999 erneut bekräftigt – zwischen den Völkern Europas so mutwillig und willkürlich niedergerissen wurden. Wir sehen die Herausforderung, in Europa und in unserer Welt eine neue Sicherheitsarchitektur zu errichten. Wir erkennen an, dass die Demokratie wehrhaft sein muss. Und doch sind wir erschrocken darüber, wie schnell und einhellig die Lösung auf diese Herausforderung in militärischer Aufrüstung und Stärke gefunden zu sein scheint. Wir lehnen den Glauben ab, dass mehr Waffen dauerhaft Frieden schaffen. Die Absage an Geist, Logik und Praxis der Abschreckung halten wir bleibend für gültig. Diese Überzeugung ist in den Zeiten des Kalten Krieges gewachsen und hat zum Frieden geführt. Gerade die Erfahrungen der letzten Tage, die uns die atomare Bedrohung der Welt in neuer Weise gezeigt haben, bekräftigen uns in der Forderung: Es ist alles Erdenkliche zu tun, was das Vertrauen zwischen den Völkern wachsen lässt. Wir sind dankbar für alle in diese Richtung zielenden Bemühungen der letzten Jahrzehnte und weigern uns, sie nun nachträglich für einen Irrweg zu halten.

Allmächtiger Gott, gekreuzigter Herr, Heiliger Geist, zu Dir beten wir und rufen Dich an. Diese Welt liegt in Deinen Händen. Bewahre sie und lehre uns als Deine Kinder friedlich miteinander zu leben.

Das Nagelkreuz ist in Zeiten des Krieges, voll schwerer Not, Unrecht und Gewalt geschaffen, um uns Menschen daran zu erinnern, dass wir alle aus der Vergebung Gottes leben und selbst aufgerufen sind, einander zu vergeben. Wir stimmen ein in das Gebet: „Vater vergib!“